Die ungünstige Lage in die günstige Lage
Mitte September 1950 veränderte sich die Kriegslage rapide, und vor der Republik stellten sich große Schwierigkeiten.
Die US-Imperialisten warfen mit der Absicht, ihre an der Front wiederholt erlittene Niederlage wiedergutzumachen und zugleich ihr Ziel zur Eroberung Koreas auf alle Fälle zu erreichen, die Truppen ihrer Land-, Luft- und Seestreitkräfte im Pazifik, einen Teil ihrer Mittelmeerflotte, die Bodentruppen auf ihrem Festland und die Truppen Großbritanniens und anderer Satellitenstaaten, also insgesamt ca. 300 000 Mann, erneut an die Koreafront.
Sie versuchten einerseits, mit verstärkten Truppenkontingenten im Abschnitt des Flusses Raktong eine „Generaloffensive“ durchzuführen, und unternahmen andererseits Mitte September unter Mobilisierung von etwa 50 000 Soldaten, einigen hundert Kriegsschiffen und ungefähr 1000 Flugzeugen die Landungsoperation in Inchon.
Der Feind manövrierte mit dem Ziel, die Gebiete Inchon, Seoul und Wonju in seinen Besitz zu nehmen und so die Front vom Hinterland zu trennen, die Haupttruppen der Volksarmee an der Front zu umzingeln und zu vernichten und in wenigen Tagen ganz Korea zu erobern.
Die Truppen der Volksarmee führten erbitterte Schlachten, um im Abschnitt Raktong-Fluss sowie in den Gebieten Inchon und Seoul die Offensiven des überwältigend überlegenen Feindes zurückzuschlagen. Insbesondere die Kämpfer der Küstenartilleriekompanie auf der Insel Wolmi verteidigten bis zum letzten Mann drei Tage lang das Tor der Stadt Inchon und brachten der feindlichen Landungsoperation in Inchon große Schläge bei.
Aber wegen des kraftmäßigen Unterschieds zwischen uns und dem Feind änderte sich die Frontlage sehr zu Ungunsten unserer Armee.
Er legte u. a. auf der Operationssitzung im Obersten Hauptquartier der KVA am 25. September 1950 einen neuen strategischen Kurs auf die Überwindung der entstandenen schwierigen Lage dar.
Kim Il Sung sagte:
„Der strategische Kurs unserer Partei auf der gegenwärtigen Etappe besteht darin, das Tempo des gegnerischen Vormarsches maximal zu verlangsamen und dabei Zeit zu gewinnen, um die Hauptkräfte der Volksarmee zu retten, neue Reserven vorzubereiten und damit eine mächtige Gruppierung für den Gegenangriff zu bilden sowie den planmäßigen Rückzug zu organisieren.“
Der von ihm umrissene strategische Kurs in der zweiten Kriegsetappe ermöglichte es, durch gute Organisierung des zeitweiligen strategischen Rückzuges das aggressive Vorhaben des Feindes zu vereiteln, die ungünstige Lage in eine günstige zu verwandeln und so dem Feind neue entscheidende Schläge zu versetzen.
Kim Il Sung war überzeugt, dass die feindliche Umzingelung in den Abschnitten Inchon–Seoul und am Raktong-Fluss wegen ihres großen Umfangs nur dem Anschein nach besteht und deshalb die Haupttruppen der Volksarmee, sofern es befähigte Kommandeure gibt, die in der Zeit des bewaffneten Kampfes gegen Japan gehärtet wurden, aus diesem Kessel ausbrechen können. Auf dieser Grundlage berechnete er die Rückzugsdauer auf einen oder anderthalb Monate im Voraus und plante, bald zum Gegenangriff überzugehen.
Da sich der Feind nur die Landstraßen entlang bewegt, wies er an, dass sich die Volksarmee durchs Gebirge als Einheit des Truppenverbandes und in Form der beweglichen Verteidigung organisiert zurückzieht.
Ferner ließ er die im Gebiet Seoul kämpfenden Truppen in den Gegenden am 38. Breitengrad und in den mittleren Höhenlagen mächtige Verteidigungsstellungen beziehen und den Feind zum Stehen bringen, damit der Rückzug der Hauptkräfte der Volksarmee gesichert wurde.
Kim Il Sung rief am 11. Oktober 1950 in seiner Rundfunkansprache „Verteidigen wir jeden Fußbreit Heimatboden, ohne unser Leben zu schonen“ alle Offiziere und Soldaten der Volksarmee und das gesamte Volk zum Kampf zur Überwindung der entstandenen schwierigen Lage auf. Seinem Aufruf voller Herzen folgend, gingen Truppen der Volksarmee in den Gegenden Wonsan, Yangdok und Pyongyang in starke Verteidigungsstellungen, führten Gefechte auf Leben und Tod und verlangsamten das Tempo des feindlichen Angriffes, wodurch der strategische Rückzug der Haupttruppen der Volksarmee vom Abschnitt des Raktong-Flusses und der Bevölkerung mit Erfolg gesichert wurde.
Die Arbeiter verlagerten selbst unter den schweren Umständen Produktionsanlagen an sichere Orte und setzten die Produktion fort; die Bauern erwiesen mit allen Mitteln und Methoden der sich zurückziehenden Volksarmee aufrichtige Hilfe.
Wissenschaftler, Techniker, Kultur- und Kunstschaffende wie auch nicht wenige Südkoreaner der befreiten Gebiete traten der Volksarmee folgend über steile Berge und Flüsse den Rückzug an.
In den vom Feind besetzten Gebieten kämpften heroisch Parteimitglieder und Bevölkerung. Die Bevölkerung im feindlichen Hinterland erhob sich entschlossen zum Kampf gegen die Eroberer. Überall in den Bezirken Hwanghae, Kangwon, Süd-Hamgyong und Süd-Phyongan formierten sich Volkspartisanenabteilungen; sie griffen an und zerstörten die Konzentrationspunkte, Transportmittel und technische Kampfmittel des Feindes überraschend, vernichteten feindliche Kräfte und versetzten den Gegner in Angst und Schrecken. Auch Kinder und Jugendliche bildeten Kindergarden bzw. Garden und töteten überall Feinde. Zahlreiche Frauen, darunter Jo Ok Hui, kämpften mit der Waffe in der Hand unbeugsam gegen die Okkupanten.
Naenara, Juli 2014
Kim Il Sung ließ neben der Organisation und Befehligung des zeitweiligen strategischen Rückzugs auch Vorbereitungen für einen neuen Gegenangriff treffen.
Vor allem erwirkte er, dass in den Berggegenden des Binnenlandes im Norden feste Stützpunkte für den Gegenangriff entstanden, durch die Umgruppierung, Inordnungbringung und Verstärkung der Truppen der Volksarmee Gegenangriffsverbände und Reservetruppen gebildet und ihre Trainings aktiviert wurden. Im Interesse der Intensivierung der Führung der Volksarmee durch die Partei und der politischen Arbeit der Partei in ihr ergriff er am 21. Oktober 1950 auf der Sitzung des Politkomitees des ZK der PdAK auch Maßnahmen dafür, in der Volksarmee Parteiorganisationen zu bilden und die Kulturabteilung in Politabteilung umzubenennen.
Er organisierte einerseits den zeitweiligen strategischen Rückzug und legte andererseits Ende September 1950 auf einer Operationssitzung im Obersten Hauptquartier der KVA den Kurs dar, in Voraussicht der Gegenangriffe eine aus Truppenverbänden der Volksarmee bestehende mächtige zweite Front im feindlichen Hinterland zu bilden. In der Folgezeit entsandte er ins gegnerische Hinterland neu formierte Truppen und verstärkte so die Truppen der zweiten Front.
Seinem Befehl folgend nahmen die Truppen der zweiten Front unter dem Kommando hervorragender Kommandeure einschließlich des antijapanischen revolutionären Kämpfers Choe Hyon weite Gebiete Mittelkoreas – die Bezirke Hwanghae, Kangwon und Süd-Phyongan – in Besitz und führten von Mitte Oktober an verwegen Kämpfe im gegnerischen Hinterland.
Das machte es möglich, das Vormarschtempo des Feindes maximal zu verlangsamen, günstige Voraussetzungen für die Gegenoffensive der Volksarmee zu schaffen und in den folgenden Etappen des Krieges die Schlagkraft der Volksarmee von vorn und hinten zu sichern und somit die von Feinden besetzten Gebiete schnell zu befreien.